Cookie Consent by TermsFeed
DE
DE
DE

Unternehmenssteuern: Steuerpläne der OECD bedeuten Erosion des Wettbewerbs

24. November 2019

    Credo des Steuerwettbewerbs

    Im Nachgang zum deutschen Wirtschaftswunder war das Credo des Wettbewerbs salonfähig. Auch die Konkurrenz zwischen den einzelnen Volkswirtschaften gehörte zum unbestrittenen wirtschaftlichen Repertoire. Die historischen Daten sprechen eine klare Sprache: Wie auf der Ebene der Unternehmen ist auch auf der staatlichen Ebene der Wettbewerb zentraler Treiber für Wachstum und Wohlfahrt.

    Radikale Modernisierung

    Die Pläne der OECD für eine Nivellierung der Unternehmensbesteuerung und die Verankerung von minimalen Steuersätzen sind ein erneuter Versuch, das Wettbewerbsprinzip zu unterlaufen. Mit der ideologisch gefärbten Diktion, dass der Steuerwettbewerb sogenannt faire Bedingungen ritze und vorab den grossen multinationalen Unternehmen nicht gerechtfertigte Vorteile verschaffe, greifen die Experten der OECD nun zum steuerpolitischen Zweihänder.

    Ein Teil der Besteuerung grenzüberschreitender Konzerne müsste demnach weg vom Standort der Wertschöpfung in jene Länder verlagert werden, in welche die Güter und Dienstleistungen exportiert werden. Damit würde unter Zugrundelegung willkürlicher Parameter (Umsatzgrösse oder überdurchschnittliche Rendite) ein bewährtes Steuersystem auf den Kopf gestellt.

    Länder mit grossen Absatzmärkten und einer hohen Besteuerung würden profitieren. Länder mit attraktiven und stabilen Rahmenbedingungen, denen es gelungen ist, international tätige Firmen anzuziehen, würden dagegen die Zeche für ihre erfolgreiche Standortpolitik bezahlen. Ganz zu schweigen von dem bürokratischen Monster, das hier aufgezogen werden müsste.

    Die Schweiz wäre aber aufgrund der hohen Anzahl international tätiger Flaggschiffe, insbesondere aus der Pharma-, Nahrungsmittel- und Investitionsgüterindustrie, massiv betroffen. Schätzungen seitens des Finanzdepartements haben denn auch Steuerausfälle von bis zu fünf Milliarden Franken ergeben. Eine nachgiebige Haltung gemessen an dem, was für unser Land auf dem Spiel steht, ist nicht akzeptabel.

    Politik wider den Wettbewerb

    Neben einigen steuerattraktiven europäischen Staaten und Singapur sind die USA vor allem wegen der Tech-Giganten alles andere als begeistert. In einer Welt, in der entgegen bisher geltenden Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit und Souveränität vermehrt Macht zum Zuge kommt, könnte die Rolle der USA auch unseren nationalen Interessen entgegenkommen. Über die eigenen Interessen hinaus muss offensiv darauf hingewiesen werden, dass eine derartige Politik wider den Wettbewerb niemandem nützen wird. Die Milchbüechlirechnung, wonach es durch die Umverteilung der Steuern den weniger attraktiven Ländern besser gehen wird, wird nicht aufgehen.

    Die Schweiz tut gut daran, über die legitimen eigenen Interessen hinaus mit starken gesamtwirtschaftlichen und steuersystematischen Argumenten gegen eine weitere Erosion des Wettbewerbs anzugehen. In diesem zentralen Dossier ist taktische Zurückhaltung fehl am Platz.

    Quelle: Neue Zürcher Zeitung, Mittwoch, 23.10.2019 Gastkommentar von Gerold Bührer

    foto by pexels.com

    Newsletter Anmeldung

    Bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren Sie mehr rund um das Thema Steuern, Unternehmensbewertung & Digitalisierung im Treuhandbereich!

    Weitere empfohlene Beiträge
    Bundesgesetz über die Steuervorlage 17

    Der Deal mit Steuerreform und AHV überlebt im Nationalrat Viel Rauch um Nichts! In einer neunstündigen Monsterdebatte hat der Nationalrat am 12.09.2018 nur wenig an der Vorlage des Ständerates geändert. Ein Antrag der Grünen zur Aufspaltung der Vorlage scheiterte knapp. Mit 101 Ja-Stimmen zu 93 Nein-Stimmen sprach sich der Nationalrat für die Verknüpfung der Steuervorlage […]

    13. September 2018
    ...
    Das Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (STAF) vor der entscheidenden Volksabstimmung

    Der AHV-Steuer-Deal kommt am 19.05.2019 vors Volk National- und Ständerat haben in der Herbstsession 2018 der Gesetzesvorlage zugstimmt. Mehrere links-grüne Komitees haben zusammen 60’749 gültige Unterschriften gegen die Gesetzesvorlage gesammelt und im Januar 2019 der Bundeskanzlei eingereicht. Das Referendum gegen die Vorlage ist zustande gekommen. Die Vorlage wird am 19.05.2019 zur Volksabstimmung gelangen. Ausgangslage: Die […]

    27. März 2019
    ...
    Die deutsche Wegzugsbesteuerung ist gefallen!

    Zieht ein Unternehmer von Deutschland in die Schweiz, fiel bisher in Deutschland auf dem Wertzuwachs seiner Firmenbeteiligungen eine Wegzugsbesteuerung an. Laut dem Europäischen Gerichtshof verstösst dies aber gegen das Personenfreizügigkeitsabkommen Schweiz – EU. Die Schweiz müht sich zurzeit mit der Frage ab, was vom vorgeschlagenen Rahmenabkommen mit der EU zu halten ist. Für die versprochene […]

    28. März 2019
    ...
    Unternehmenssteuern: Der Schweiz droht schon wieder massiver Ärger an der Steuerfront

    (Unlauterer) Steuerwettbewerb Die seit längerem anhaltende öffentliche Kritik, dass sich vor allem Digitalkonzerne vor Steuerzahlungen drücken können, zeigt Wirkung. Die OECD plant ein globales Modell zur Besteuerung der Digitalwirtschaft. Laut der Europäischen Kommission werden die Gewinne von Web-Giganten in mehreren europäischen Ländern mit Gewinnsteuersätzen von unter 10 % besteuert, während andere Unternehmen durchschnittlich mit Gewinnsteuersätzen […]

    22. Juli 2019
    ...
    Weitere empfohlene Beiträge
    Quellensteuer-Revision 2021

    Ausgangslage Am 15. Dezember 2016 hat das Parlament das Bundesgesetz über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens verabschiedet. Im April 2018 wurde die Quellensteuerverordnung publiziert. Am 12. Juni 2019 hat die Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV das Kreisschreiben Nr. 45 zur Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens von Arbeitnehmern publiziert. Seit dem 1.1.2021 ist die Revision der Quellensteuern in Kraft. […]

    30. Januar 2021
    ...
    Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens von Arbeitnehmern

    Mit dem Bundesgesetz vom 16. Dezember 2016 über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens wurden die Grundlagen für die Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens neu geregelt. Diese Bestimmungen treten auf den 1. Januar2021 in Kraft. In ihrer Gesamtheit zielen die teilweise überarbeiteten und teilweise neuen Bestimmungen darauf ab, die ergangene Rechtsprechung des Bundesgerichts (BGer), verschiedener kantonaler Gerichte […]

    30. Juli 2019
    ...
    Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (STAF)

    Der AHV-Steuer-Deal kommt wohl am 19.05.2019 vors Volk Bundesrat und die Mehrheit im Parlament sind für den Deal. Noch Mitte Dezember hiess es, die Unterschriftensammlung gegen die Vorlage verliefe äusserst harzig. Gemäss eigenen Angaben haben nun aber mehrere links-grüne Komitees zusammen mehr als 50’000 Unterschriften gegen die Verknüpfung der Steuerreform mit der AHV-Finanzierung gesammelt. Die […]

    31. Januar 2019
    ...
    Weitere empfohlene Beiträge
    Breaking News bei der Grundstückgewinnsteuer

    Die Verrechnung von Geschäftsverlusten mit Gewinnen aus Liegenschaftsverkäufen ist ab 1. Januar 2019 auch im Kanton Zürich möglich! Wir haben Sie bereits mit unserem blog-Beitrag vom Juni 2017 (Rubrik Direkte Steuern) über die Beseitigung einer Rechtsungleichheit und den neuen Möglichkeiten bei der Verlustverrechnung orientiert. Hier liefern wir Ihnen das update in dieser causa. Im Kanton […]

    25. Januar 2019
    ...
    Quellensteuer-Revision 2021

    Ausgangslage Am 15. Dezember 2016 hat das Parlament das Bundesgesetz über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens verabschiedet. Im April 2018 wurde die Quellensteuerverordnung publiziert. Am 12. Juni 2019 hat die Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV das Kreisschreiben Nr. 45 zur Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens von Arbeitnehmern publiziert. Seit dem 1.1.2021 ist die Revision der Quellensteuern in Kraft. […]

    30. Januar 2021
    ...
    Sie haben Fragen?